Bären im Residenzschloss Bad Arolsen
Der Besuch eines guten Freundes im schönen Residenzschloß Bad Arolsen soll Anlass sein, hier kurz über das Wanderverhalten von Bären zu schreiben.
Orden, ob nun dynastischer oder modern republikanischer Couleur, waren schon immer auch eine Art diplomatisches Wechselgeld und familiäres „Bindemittel“.
Auf welche Art war denn Anhalt mit Waldeck verbunden?
Prinzessin Emma von Anhalt- Bernburg- Schaumburg-Hoym wurde 1802 geboren; sie war die dritte Tochter des Fürsten Viktor II. von Anhalt- Bernburg- Schaumburg- Hoym. In Hoym aufgewachsen und ausgebildet, heiratete sie mit 21 Jahren den Fürsten Georg II. zu Waldeck u. Pyrmont.
Einen Orden für den frischgebackenen Herrn Gemahl konnte sie noch nicht mit nach Waldeck nehmen, der Bär war noch nicht gestiftet.
Im Jahr 1845 verstarb Fürst Georg II. gerade 55-jahrig; Fürstin Emma führte nun sieben Jahre lang für den noch minderjährigen Sohn die Regentschaft und blieb hierbei nicht tatenlos. Emmas Regierung wird als sehr bedeutsam beschrieben; so reformierte sie das Waldecksche Kontingent des Bundesheeres, hatte die Wirren der 1848/49er Revolution zu bestehen, in dessen Folge Waldeck einen neuen Landtag bekam und erneuerte die Staatsorganisation. 1852 übernahm ihr Sohn Georg Viktor die Regentschaft und Emma zog sich für die ihr nur verbleibenden 6 Lebensjahre auf ihren Witwensitz in Arolsen zurück.
Nun zu den Bären; das erste Großkreuzzeichen erhielt Emmas Sohn, Fürst Georg Viktor (1831-1893) am 30.11.1848, noch im zarten Alter von 17 Jahren. Er war der erst 52. Träger dieses Ordens. Sein Bruder Prinz Wolrad Melander (1833-1867) folgte am 08.01.1859 als 111. Träger des Großkreuzzeichens.
Das dritte und letzte Großkreuzzeichen ging an Georg Viktors Sohn, Emmas Enkel, Fürst Friedrich (1865-1946). Dieser musste allerdings bis zum 30 Geburtstag auf seinen Bären warten.
Trotz der Tatsache, dass Emma immerhin regierende Fürstin war, blieb sie und ihre Töchter undekoriert; steckte doch das Ordenswesen der damaligen Zeit beim Thema Gleichberechtigung noch in der kleinsten Größe der Kinderschuhe fest.
Die kommenden Generationen Waldeckscher Prinzen wurden nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr mit Anhaltinischen Orden bedacht. Ganz offensichtlich waren die verwandtschaftlichen Bindungen der beiden Familien später eher locker.
Bären sind Einzelgänger. Dies beweist sich auch an den unterhalb des Großkreuzes angesiedelten Ordensklassen. Neben den 3 Großkreuzen für die fürstliche Familie wanderten nur 1 Komtur mit Stern, 3 Komture, 2 goldene und 1 silberne Verdienstmedaille des Hausordens Albrecht des Bären nach Arolsen, um dort Waldecker Würdenträger und Hofbedienstete zu schmücken.
Dass sich im Nachlass der Fürstin Bathildis von Waldeck (1873-1962) ein Erinnerungszeichen an den 90. Geburtstag der Herzoginwitwe Friederike zu Anhalt- Bernburg befindet, resultiert aus einer weiteren verwandtschaftlichen Bindung. Auch Fürstin Bathildis war die Tochter einer Anhaltinischen Prinzessin, ihre Mutter war Bathildis von Anhalt- Dessau, verheiratete Prinzessin zu Schaumburg- Lippe (1837-1902).