Grün ist alle, nehmen Sie doch blau - Die inkorrekte Montage einer Anhaltinischen Dienstauszeichnung

Mit Abschluss der Militärkonventionen mit Preußen haben Mitte des 19.Jahrhunderts die meisten deutsche Kleinstaaten die Souveränität über ihr Militär an Preußen übertragen. Meist nur an den Benennungen und ein paar Uniformdetails blieb die landsmannschaftliche Herkunft dieser Truppen ersichtlich, aber auch an einem kleinen phaleristischen Detail. Während die Offiziere dieser Kontingente fortan das preußische Dienstauszeichnungskreuz erhielten, durften die ehemaligen Herren ihrer Kontingente die Mannschaften und Unteroffiziere weiterhin eigenständig für treue Dienste dekorieren. Meist erfolgte dies in der damals üblichen Form der Dienstauszeichnungsschnallen, die 1913 in Preußen von der „attraktiveren“, an der Ordensschnalle montierbaren Kreuz- bzw. Medaillenform abgelöst wurden, zudem wurden die erforderlichen Dienstzeiten von den bisherigen 21, 15 und 9 Jahren auf 15, 12, und 9 Jahre angepasst.

Ordensschnalle mit der Anhaltinischen Dienstauszeichnung 1.Kl. am preußisch-blauen Band

Anhalts Militär ging 1867 in die preußische Armee über und bildete das Infanterieregiment Nr. 93. Am 01. Januar 1914 wurden analog zu Preußens Vorbild die neuen Dienstauszeichnungen eingeführt. Diese sind naturgemäß nicht nur durch die kurze Verleihungszeit, sondern auch durch die geringe Größe des Kreises der Berechtigten; nur ein einziges Regiment; recht selten zu finden.

Von den preußischen unterschieden sie sich augenfällig durch das Band und die Chiffre des Herzogs vorderseitig. Bei den recht kleinen Medaillons der Dienstauszeichnung 1. Klasse muss man schon genau hinsehen, um diese nicht zu verwechseln.


Vorliegende Ordensschnalle zeigt einen „klassischen Weltkriegsdreier“; das Eiserne Kreuz von Preußen, das Friedrichkreuz von Anhalt und die 1.Klasse der Dienstauszeichnung, allerdings nicht am statutenmäßigen grünen Bande, sondern am blauen Band, wie für die preußischen und in den 30er Jahren auch fast alle weiteren deutschen Dienstauszeichnungen üblich.

Ob dies ein bewusster Wunsch des Trägers oder ein Fehler des Ausstatters war – getreu dem Motto, grün habe ich nicht auf Lager, nehmen Sie blau, das haben alle Dienstauszeichnungen – muss natürlich offenbleiben. Dass sich an der dazugehörigen Miniaturenkette eine preußische statt der anhaltinischen Dienstauszeichnung befindet, verwundert weniger. Diese sind natürlich nochmals erheblich seltener als die Originalgröße zu finden und wird nur bei wenigen Ausstattern der damaligen Zeit vorrätig oder lieferbar gewesen sein. Das Medaillon ist auch nur mittels Lupe genau zu erkennen.

Die dazugehörige Miniaturenkette zeigt an letzter Stelle statt der Anhaltischen eine preußische Dienstauszeichnung 1.Kl.

Die Anhaltinische Dienstauszeichnung 1.Kl. am korrekten grünen Band

1) Siehe: GStA III. HA MdA, I Nr. 10512 S, Anhaltinische Ratifikation der am 28. Juni 1867 in Berlin mit Preußen geschlossenen Militärkonvention. Dessau, 10. Juli 1867

2)Siehe: Scharfenberg, Gerd; „Die Orden und Ehrenzeichen der Anhaltischen Staaten“, Offenbach 1999

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