Klein aber fein 2.0

Nach Vorstellung des Miniaturenkettchens von Georg v. Maassen möchte ich Euch ein weiteres Kleinod „en miniature“ präsentieren.

Bild Kettchen RS

Bild Kettchen VS

Am Kettchen befinden sich von rechts nach links:

Das preuß. Eiserne Kreuz 2. Klasse, der Rote Adlerorden 4. Klasse, der Kronenorden 3. Klasse, die Erinnerungsmedaille an den 100.Geburtstag Kaiser Wilhelm I., von Anhalt der Ritter 1. Klasse des Hausordens Albrecht des Bären, die Regierungsjubiläumsmedaille und aus den Niederlanden das Ritterkreuz des Ordens von Oranien-Nassau

Bild Detailaufnahme

Der Detailreichtum der Miniaturen ist immer wieder erstaunlich. Die allegorische Darstellung, incl. der Jahreszahlen ist nur unter der Lupe erkennbar. Dies zeugt von wirklicher kunsthandwerklicher Fertigkeit der damaligen Juweliere

Auch diese Kombination an recherchierbaren Orden bot sich förmlich für eine erfolgversprechende Suche nach dem Träger an. Da Miniaturenkettchen allerdings leicht zu manipulieren sind, blieb mir auch hier der übliche Zweifel, ob dies eine originale Zusammenstellung aus der Zeit ist.

In diesem Falle führte wiederum kein Weg an Daniel Krause und seiner bekannten „Glaskugel“ vorbei. Nur eine kurze Zeit später war der damalige stolze Träger dieses Kettchens ermittelt. Herzlichen Dank auch hierfür. Allerdings bleibt ihm wie auch mir hier eine Portion Restzweifel übrig, am Kettchen fehlt das Dienstauszeichnungskreuz für 25 Dienstjahre, welches der Träger zweifellos erhalten hat. Aufgrund der sonst hervorragenden Anfertigungsqualität des Kettchens, der Gleichförmigkeit der Anordnung der Miniaturen und keinerlei vorhandener Manipulationsspuren kann man guten Gewissens davon auszugehen, dass hier vielleicht nur ein zeitgenössischer Fehler vorliegt.


Ludwig Paul August v. Asmuth, wurde am 04.04.1857 in Magdeburg geboren und trat nach der Schulausbildung 20-Jährig ins 1. Magdeburgische Infanterieregiment „Fürst Leopold von Anhalt-Dessau“ Nr. 26 ein und durchlief eine eher unspektakuläre Laufbahn als Infanterieoffizier. Am 12.10.1878 wurde v. Asmuth Secondelieutenant, am 17.09.1887 Premierlieutenant, am 14.09.1893 Hauptmann und am 11.09.1903 Major v. Asmuth besuchte nicht die Kriegsakademie, die ihn in eine steilere Karriere hätte bringen können, auch der lange Verbleib im gleichen Regiment, ohne besondere Kommandierungen, führte bei ihm zu keinem weiteren Vorankommen. Er hat die sprichwörtliche „Majorsecke“ zwar geschafft, aber kurz darauf „haute sie ihn doch um“. Anfang 1910, am 20.01., wurde er zur Disposition gestellt und zur Dienstleistung zum Artilleriedepot Hannover kommandiert. Zur Disposition gestellte Offiziere waren noch nicht endgültig verabschiedet, sie konnten weiterhin auf gewissen Posten weiter dienen. Am 20.12.1910 erhielt v. Asmuth den Charakter als Oberstleutnant, d.h. er durfte den Dienstgrad führen, wurde aber weiterhin wie ein Major bezahlt, am 20.03.1911 wurde ihm dann der Abschied bewilligt. Im 1. Weltkrieg wurde er reaktiviert, allerdings nicht mehr an der Front, v. Asmuth kommandierte das in Hannover aufgestellte Ersatzbataillon des Landwehr- Infanterieregiments 73. Über seinen weiteren Lebensweg ist z.Zt. leider nichts bekannt.

Zu seinen Orden und Ehrenzeichen:

Aus den Niederlanden erhielt v. Asmuth seinen ersten Orden, das Ritterkreuz des Ordens von Oranien-Nassau, die Verleihung erfolgte am 13.07.1892, am 07.12. wurde die kgl. Genehmigung zum Annehmen und Tragen des Ordens im preuß. Staatsanzeiger veröffentlicht. Der Verleihungsgrund wird ein königlicher Besuch gewesen sein. Die genauen Gründe lassen sich z.Zt. nicht recherchieren. Zugleich mit v. Asmuth erhielten drei weitere Angehörige seines Regiments niederländische Orden, sechs weitere wurden gleichzeitig vom italienischen König dekoriert.

Die Karteikarte der niederländischen Ordenskanzlei mit den Verleihungsvermerk. Interessanterweise scheinen v. Asmuths Erben nach seinem Tode das Ordenskreuz nicht bestimmungsgemäß zurückgeliefert zu haben. Der Kanzlist vermerkte: „Keine Dekoration zurückgeliefert, 50 Jahre nach der Auszeichnung, wahrscheinlich verstorben, 25.Mai 1950“

1896 erhielt v.Asmuth vom Herzog von Anhalt die Regierungsjubiläumsmedaille zum 25. Jahrestag seines Regierungsantritts.

1897 folgte die preuß. Erinnerungsmedaille an den 100. Geburtstag Kaiser Wilhelm I., die jeder aktiv dienende Soldat erhielt.

Zum preußischen Krönungs- und Ordensfest am 18.01.1901 wurde v. Asmuth der Rote Adlerorden 4. Klasse verliehen, nach 24 Dienstjahren ein normaler Vorgang.

1903 wurde v. Asmuth der Ritter 1. Klasse des Hausordens Albrecht des Bären verliehen, am 14.07.1903 wurde die Annahmegenehmigung im preuß. Staatsanzeiger veröffentlicht. Als langjährigem Angehörigen des Anhalt sehr verbundenen Magdeburger Regiments ist seine Auszeichnung mit einem Bären nicht verwunderlich.

Zu seiner Verabschiedung erhielt v. Asmuth „statt Blumen“ am 20.03.1911 den preußischen Kronenorden 3. Klasse.

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erdiente er sich im Weltkriege, das Datum ließ sich leider nicht verifizieren.

Herzlichen Dank für die tatkräftige Unterstützung beim Abfassen dieses Beitrags an Daniel Krause, Potsdam und Erik Müller, Hoorn.

Quellen

Stammliste des Infanterieregiments 26

Deutscher Reichs- u. Kgl. Preuß. Staatsanzeiger

Kgl. preuß. Ordenslisten

Akten der Niederländischen Ordenskanzlei

1) Die Majorsecke ist die kritische Periode, welche über das weitere Fortkommen eines Offiziers entscheidet, d.H. ob er es in die Ränge der Stabsoffiziere schafft oder seinen Abschied erhält. Das geflügelte Wort „Der älteste Hauptmann steht immer an der Majorsecke und da weht eben ein scharfer Wind, der manchen umwirft.“ wurde schon 1873 als Titel eines Lustspiels von Ernst Wichert „An der Majorsecke“ (Reclam 690) aufgegriffen.

2) Siehe: https://www.openarchieven.nl/ghn:16ebaf54-d2d8-11e8-828a-00505693001d

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Geschichte der anhaltischen Pässe